Kirchenmusik

Sakralmusik, Chöre, Orgelstücke und andere Kirchenmusik haben im Rahmen von Gottesdiensten und kirchlichen Feiertagen eine große Bedeutung. Die Musik basiert zum Teil auf traditionellen Überlieferungen, zum Teil auf klassischen Kompositionen und Liedtexten, beinhaltet aber im weiteren Sinne auch klassische Weihnachtslieder und Gospel-Songs. Die Lieder haben den Sakralraum der Kirche in vielen Fällen verlassen und werden auch an anderen Orten aufgeführt oder sind auf Tonträgern erhältlich.

Der Begriff Kirchenmusik

Schon früh wurde als Musica Sacra oder Sakralmusik im Gottesdienst aufgeführte Vokal- und Instrumentalmusik bezeichnet. Der Begriff Kirchenmusik geht entsprechend auf die ersten Gesänge zurück und wurde in der Entwicklung immer wieder als Begriff genutzt, die Liedkunst im Gottesdienst zu bezeichnen. Der Begriff der Musica Ecclesiastica, wie Kirchenmusik lateinisch heißt, geht auf Johannes de Grocheo zurück, der diesen erstmals um 1300 herum genutzt hat. Er grenzte damit die Gregorianischen Choräle von den neu aufkommenden mehrstimmigen Gesängen ab.

Entstehung und Geschichte der Kirchenmusik

Sakrale Musik hat ihre Wurzeln im frühen, römisch und jüdisch geprägten Christentum. In den ersten Jahrhunderten nach Christus entwickelten sich relativ zügig Methoden, Psalme und andere Verse zu singen. Daraus entsanden Choräle, die in den Gregorianischen Gesängen aufgingen. Über die vielen Klöster der sich ausbreitenden Religion fanden immer neue Arten des Singens und der Vertonung von biblischen Strophen Einzug in die Musik. Kirchenmusik war Teil des Lebens im Kloster und in der Gemeinde. Die Entwicklung dieser Musikart schritt daher schnell voran. Neben den Chorälen entwickelte sich ein mehrstimmiger Gesang, der im 12. Jahrhundert bereits vierstimmig war. Orgelmusik und ein- oder mehrstimmiger Gesang prägten den Klang der mittelalterlichen Kirchenmusik. Die Entwicklung der katholischen und der evangelischen Kirchenmusik verlief ab dem 16. Jahrhundert ungleichmäßig.

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Entwicklung in der katholischen Kirche

Einen Schub für die katholische Kirchenmusik brachte die Renaissance, in der Komponisten wie Mozart und Vivaldi ganze Messen und weitere Stücke für den Gottesdienst und kirchliche Anlässe komponierten. 1868 gründete sich der Allgemeine Cäcilien-Verein, der sich zur Aufgabe gemacht hatte die wahre katholische Kirchenmusik zu finden. Dabei fasste der Verein die Musik als Weg auf, das Herz näher an Gott zu bringen. Zu dieser Zeit und später schufen immer wieder bekannte Komponisten Werke für religiöse Anlässe. Einer von ihnen war zum Beispiel Liszt.

Die Entwicklung der katholischen Kirchenmusik änderte sich noch einmal mit dem 2. Vatikanischen Konzil. In den frühen 1970er-Jahren entstand so eine solide Basis für die heutigen Chöre und Kirchenmusiker. Außerdem wurden die Texte in Landessprache übersetzt, sodass die Kirchgänger ohne Lateinkenntnisse mitsingen konnten.

Entwicklung in der evangelischen Kirche

In der evangelischen Kirche war die bisherige Form der sakralen Musik umstritten. Aus Angst, sie könnte vom Wesen des Gottesdienstes ablenken, wurde sie teilweise sogar verbannt oder in abgespeckter Form eingesetzt. Die typische Form der mittelalterlichen Choräle wurde mehr und mehr vom Kirchenlied abgelöst.

Im 17. Jahrhundert gab es in Lübeck erstmals Aufführungen kirchlicher Musik in Form von Konzerten. Dennoch kam es immer wieder zu einem Stocken in der Entwicklung, die dazu führten, dass bekannte Komponisten wie Brahms nur sehr wenig kirchliche Werke schufen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg erfuhr die Entwicklung der evangelischen Kirchenmusik einen deutlichen Sprung. Einer der Gründe war die wieder geschaffene Stellung eines hauptamtlichen Kantors in den Gemeinden. Anders als in der katholischen Richtung gelang es in der evangelischen Kirchenmusik stärker, aktuelle Musikstile in die Kirchenmusik einfließen zu lassen. So fanden Soul, Pop und Gospel Niederschlag in neue Kompositionen, zu deren bekanntesten das Lied „Danke“ gehört.

Richtungen in der Kirchenmusik

Innerhalb der sakralen Musik sind verschiedene Richtungen zu finden. Dazu zählen:

  • Choräle,
  • Kirchenlieder,
  • Kantaten,
  • Oratorien.

Zusätzlich bestehen einige spezielle Gesangsarten, die keinen starren Schubladen folgen. So sind die gesungene Messe, das Totenlied (Requiem), die Vesper und das Te Deum sowie die Motette besondere Sonderformen der Kirchenmusik.

Instrumentierung der Kirchenmusik

Die Kirchenmusik ist im klassischen Stil der Choräle eine Vokalmusik. Im Mittelalter fanden dann Instrumente Einzug in die Lieder. Innerhalb des Gottesdienstes war und ist die Orgel im wahrsten Sinne des Wortes tonangebend. Das vielstimmige Klangbild des Instruments trägt zu einer dichten, fast sphärischen Unterstützung der Inhalte bei. Im Wechsel mit dem Gesang oder gemeinsam im Chor bestimmt die Orgel noch heute das Bild der Kirchenmusik. Besonders an hohen kirchlichen Feiertagen werden auch gern Bläser wie Posaunen eingesetzt. Allerdings sind moderne Instrumente wie Gitarre, Percussion-Instrumente und Bläser aller Art heute ebenfalls im Einsatz, um in Kirchen und während eines Gottesdienstes mit Tönen den Raum zu füllen und die Inhalte zu transportieren. Unverändert stehen aber auch die reinen Vokalgesänge und Chorgesänge im Mittelpunkt der Kirchenmusik.

Ausbildung, Organisation und Struktur in Deutschland

Die Ausbildung und Organisation der Kirchenmusik ist in Deutschland zwischen den Konfektionen getrennt. Die katholische Kirchenmusik wird durch einen Beschluss des 2. Vatikanischen Konzils von Kirchenmusikämtern organisiert und gefördert. Eine der Aufgaben ist die Vorgabe eines lithurgischen und musikalischen Rahmens sowie die Förderung der Ausbildung in Kirchenmusikschulen. Die evangelische Kirchenmusik ist in Verbänden wie dem Verband Evangelischer Kirchenchöre oder dem Evangelischen Posaunendienst organisiert. Sie werden in Dachverbänden organisiert, die eng mit den Landeskirchen verbunden sind. Der hauptamtliche Kantor ist in den Gemeinden verantwortlich für die Belange der Chöre und Kirchenmusiker, die den Gottesdienst musikalisch unterstützen.