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Notensatzprogramme helfen, Notenzeilen und Notenblätter zu schreiben. Sie sind das musikalische Gegenstück zu einem Textverarbeitungsprogramm. Die Software für den Computer dient dem Gestalten und Drucken von Musiknoten. Mit Notensatzprogrammen lassen sich auch Musikstücke und Partituren erstellen. Sie ersetzten den traditionellen Notenstich.
Wie funktionieren Notensatzprogramme?
Ein Notensatzprogramm erlaubt es, alle gängigen musikalischen Symbole einzugeben. Meist werden alle Funktionen westlicher Musiknotation (circa 18. bis 20. Jahrhundert) unterstützt, häufig auch Gitarrentabulaturen, Akkordsymbole oder seltener benötigte Sonderzeichen. Zudem lassen sich Liedtexte erfassen. Es ist auch möglich, Musik zu transponieren und die Zwischenablage zu nutzen. Einige Programme besitzen Layout-Automatismen, die etwa horizontale Notenabstände nach ästhetischen Gesichtspunkten anordnen oder Vorzeichen und Artikulationsangaben exakt platzieren, ohne dass der Benutzer manuell etwas ändern muss. Ferner sind Notentexte in der Regel abspiel- und hörbar.
„PriMus – Notationselemente“ von Cachsten – Eigenes Werk. Lizenziert unter CC0 über Wikimedia Commons.
Bei der Erstellung legt man zunächst die Tonart fest, falls erforderlich, lassen sich weitere Stimmen per Mausklick hinzufügen und der Notenschlüssel festlegen. Anschließend kann der Anwender Pausen und Noten einsetzen. Letztere verbindet das Programm nach den gängigen Regeln automatisch miteinander. Das fertige Ergebnis lässt sich nicht nur anhören, sondern so lange bearbeiten, bis alles stimmt. Anschließend lässt sich das Ergebnis ausdrucken.
Neben dem Dateiimport gibt es fünf grundlegende Eingabemodi für Noten und Vortragszeichen. Dazu gehören die Noteneingabe per
- Maus
- Tastatur
- MIDI-Instrument
- Text
- Notenscan von ausgedruckter Vorlage (Optische Musikerkennung)
Nicht jedes Programm unterstützt alle Eingabevarianten. Teilweise lassen sich die verschiedenen Verfahren untereinander auch kombinieren, etwa durch gleichzeitige Nutzung von Tastatur und Maus oder Tastatur und MIDI-Instrument.
Welche Notensatzprogramme gibt es?
Auf dem Markt sind kostenlose und kommerzielle Notensatzprogramme. Einige funktionieren nach dem WYSIWYG-Verfahren. Sie verfügen über eine grafische Benutzeroberfläche, so dass das Endergebnis der Erstellung zu sehen ist und sich dort direkt auch bearbeiten lässt. Andere Notensatzprogramme besitzen dagegen keine grafische Benutzeroberfläche. Der Anwender gibt die Noten in Form einer speziellen Auszeichnungssprache (engl. Markup Language) in eine Textdatei ein und lässt diese danach vom Computer interpretieren und in Notenform übersetzen. Ob man eine grafische Oberfläche oder Klarschrift zum Setzen von Noten vorzieht, hängt stark vom persönlichen Geschmack und dem Anwendungsfall ab. Musiker mit wenig Computererfahrung bevorzugen häufig grafische Oberflächen.
„Noten-Im- und Export“ von Cachsten – Eigenes Werk. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons.
Integrierte Notensatzfunktionen finden sich heutzutage auch in vielen Sequenzern bzw. Digital Audio Workstations. Ihre Editiermöglichkeiten sowie die erreichbare Qualität des Notenbildes besitzen jedoch nicht die Qualität spezialisierter Notensatzsoftware.
Notensatzprogramme sind in der Regel für alle gängigen Betriebssysteme verfügbar.
Wer verwendet Notensatzprogramme?
Zum Einsatz kommen Notensatzprogramme hauptsächlich in Musikverlagen und bei Komponisten oder Arrangeuren. Aufgrund ihrer wachsenden Benutzerfreundlichkeit verwenden zunehmend Hobbymusiker die Software. Auch in der Schule nutzen Lehrer verstärkt entsprechende Programme in ihrem Musikunterricht.
Geschichte der Notensatzprogramme
Die Anfänge der Entwicklung von Notensatzprogrammen liegen in den 1960er Jahren. Damals gab es erste Versuche, Notensatz mit Hilfe des Computers zu verwirklichen. Die frühe Geschichte des Notensatzprogramms ist dabei eng verbunden mit Fortschritten bei dem Gebrauch von Computer-Hardware. So besaßen in den Anfangsjahren nur wenige Firmen und Forschungseinrichtungen überhaupt die Möglichkeit, Computer zu nutzen. Zudem stand auch nicht ausreichend Platz für die Rechner zur Verfügung. Für Notensatz verwendete Geräte wie der PDP-10 füllten ganze Räume.
Zu den ersten Programmen am Markt gehörten MusE (A-R Edition) und Amadeus (von Kurt Maas vertrieben). Letzteres basierte auf einem PDP-11 sowie in späteren Jahren zusätzlich einem Atari als Grafikterminal. Der Preis für das Gesamtsystem lag anfangs bei rund 100.000 DM (rund 51.000 Euro). Ab Mitte der 1980er Jahre waren der Atari ST sowie der Acorn RISC gängige Umgebungen zur Programmierung von Notensoftware.
Das 1971 veröffentlichte „Sechs Bagatellen für Klavier“ von Leland Smith gilt im Allgemeinen als erstes als Computersatz erschienene Musikstück der Welt. Doch es dauerte noch mehr als ein Jahrzehnt, bis sich Notensatzprogramme im Verlagswesen durchsetzten. 1984 wurde die Seitenbeschreibungssprache PostScript entwickelt und Laserdrucker zunehmend günstiger. Ab 1989 setzte sich das Notensatzprogramm Score bei deutschen Verlagen durch. Die erste für den Notensatz einsetzbare Software mit grafischer Benutzeroberfläche nach dem WYSIWYG-Prinzip stellten die 1988/1989 veröffentlichten Programme Finale und Notator SL dar, letzterer gilt als erster Sequenzer mit Notensatzfunktionen.
Als die Preise für Computer zu Beginn der 1990er Jahre fielen und sich immer mehr Menschen einen PC zulegten, brachten weitere Firmen Notensatzprogramme auf den Markt. Seitdem verdrängen Notensatzprogramme aus wirtschaftlichen Gründen zunehmend den traditionellen Notenstich. Doch handwerklich manuell gestochener Notensatz mithilfe von Metallplatte, Stahlstempeln und Griffel gilt immer noch als Qualitätsmaß.
Auch im Notensatz geht die Entwicklung, wie in der IT-Branche insgesamt, hin zu mobilen Noten-Apps und Cloud-Computing. Neben der gedruckten Ausgabe wird die Noten-Darstellung auf digitalen Endgeräten immer wichtiger.
Welche bekannten Notensatzprogramme gibt es?
Es gibt heute weltweit mehr als 90 Programme für den Notensatz. Die bekanntesten sind
- Finale
- Sibelius
Neben diesen Anwendungen sind auch
- Capella
- Guitar Pro
- Score
- MuseScore
- PriMus
- LilyPond
weit verbreitet. Früher nutzten viele Anwender auch me4music, das aber nicht mehr auf dem Markt ist.